N a d j a: Носильщик. Sie haben mich gefragt, ich habe geantwortet. Ich bin Ihnen nicht ins Wort gefallen, nicht wahr? Ich habe mein Wort nicht gebrochen 5. Oder doch?
K u r t: Nadja, Ihre Kunst, Redewendungen anzuwenden, ist fabelhaft. Na schön, also weiter im Text 6.
N a d j a: Neu! (Notiert): «Weiter im Text!»
K u r t: Das Mädchen war eine Russin. Also, sie sagt zu dem Mann: «Herr Gepäckträger, brechen Sie bitte für mich eine Lanze!»
H e r t a (lacht): Wie komisch!
N a d j a: Ich spreche auch so, ja?
K u r t: Manchmal. Aber hören Sie weiter! Der Mann macht große Augen und fragt: «Was soll ich brechen?»
N a d j a: Eine Lanze! Ist denn das falsch? Das bedeutet doch: helfen oder Hilfe leisten 7, beistehen oder Beistand leisten 8, unterstützen oder Unterstützung angedeihen lassen 9...
H e r t a (ist aufgesprungen): Nein, Kinder, das geht auf keine Kuhhaut!
1ein feines Ohr für etwas haben — быстро воспринимать (замечать) что-либо
2die Ohren spitzen — навострить уши
3jemandem ins Wort fallen — прерывать, перебивать кого-либо
4jemanden beim Wort nehmen — потребовать от кого-либо выполнить обещанное; поймать кого-либо на слове
5das Wort brechen — нарушить обещание
6Weiter im Text! — Продолжаем! Дальше!
7Hilfe leisten — оказывать помощь
8Beistand leisten — оказывать помощь
9Unterstützung (Beistand) angedeihen lassen — оказывать помощь (стилистически выше, чем сн. 7и8)
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N a d j a: Das heißt: Это уж чересчур? Sehen Sie, Sie sprechen ja selbst so!
H e r t a: Aber doch ohne Lanzen! Liebe Nadja, man muß doch gut verstehen, was man sagt. Hören Sie zu: Das war im Mittelalter. In der Schlacht oder beim Turnier suchten die Ritter ihre Gegner mit der Lanze zu treffen. Sie schonten ihre Lanzen nicht, selbst auf die Gefahr hin 1, daß sie zerbrachen. In der Umgangssprache wird diese Redewendung nicht gebraucht. Sie ist am Platz, wo es sich um einen Streit, eine Diskussion, ein öffentliches Auftreten handelt 2.
K u r t: Sprechen Sie möglichst einfach, Nadja, das ist immer das Beste. Klar?
EIN PLAN WIRD AUSGEARBEITET
H e r t a: So, jetzt machen wir unseren Plan für die Woche.
N a d j a: Machen? Macht man einen Plan? Ich habe gelesen, daß man Pläne schmiedet 3.
K u r t: Pläne schmieden — ja, den Ausdruck findet man bei unseren Klassikern. Jetzt wird er selten gebraucht, und meistens nur im schlechten Sinn: feindselige, böse, heimliche Pläne schmieden. Manchmal gebraucht man ihn ironisch.
H e r t a: Zur Sache! Fräulein Nadja, wir wollen in unserem Film zeigen, wie Moskau im Sommer lebt.
N a d j a: Wie es leibt und lebt. Das habe ich bei Heine gelesen. Kann man heute noch so sagen?