So, jetzt aber frühstücken und dann arbeiten! Heute müssen wir uns ins Zeug legen 3, wenn wir unseren Plan erfüllen wollen. Wie sagt das Sprichwort? «Erst die Arbeit, dann das Spiel. Nach der Reise kommt das Ziel.»
N a d j a: Кончил дело, гуляй смело. Aber Gespräche über Redewendungen sind kein Spiel. Für mich ist das auch Arbeit, harte Arbeit — an der Sprache.
1. Episode: WO DER «MOSKWITSCH» ZUR WELT KOMMT 4
Nadja schrieb einen Brief an ihre Schwester Olga, die als Deutschlehrerin in Alma-Ata tätig ist 5. Kein Wunder, daß Nadja den Brief deutsch schrieb. Olga ist fünf Jahre älter als Nadja. Sie arbeitet in Alma-Ata schon ein ganzes Jahr. Über die ersten Tage hatte ihr Nadja bereits berichtet. Nun schrieb sie über den vierten Tag.
«Liebe Olga! Heute früh ging's ins Autowerk 6, wo der «Moskwitsch» das Licht der Welt erblickt 7. Offen gestanden, ich weiß nicht, ob man von einem Auto so sagen kann: das Licht der Welt erblicken. Wenn ich so spreche, lächelt Kurt. Und Herta sagt kritisch: «Zu hoch, Nadja!» Aber von einem großen Mann, einem Künstler z. B. oder auch von einem Kunstwerk kann man bestimmt so sagen, das habe ich schon gehört. Und diese Autos sind ja auch Kunstwerke in ihrer Art 8.
1am Leben sein — жить
2ums Leben kommen — погибнуть
3sich ins Zeug legen — горячо взяться за дело
4zur Welt kommen — родиться
5tätig sein — работать
6es ging ins Autowerk — мы поехали на автозавод
7das Licht der Welt erblicken — появиться на свет; увидеть свет; родиться
8in ihrer Art — своего рода
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In dem Werk sind 14 000 Arbeiter angestellt 1. Vielleicht sollte ich sagen: sind tätig? «Tätig sein» heißt: arbeiten. Siehst du, ich denke Tag und Nacht nur an die deutsche Sprache und ihre vielen Redewendungen. Aber auf der Welt gibt es noch so viel anderes Interessantes, z. B. Maschinen, die Autos machen. Schade, daß ich fast nichts von der Technik verstanden habe. Man muß den Schülern mehr polytechnische Kenntnisse beibringen 2. Aber eines habe ich jetzt begriffen, und zwar 3, was das heißt: «am laufenden Band 4», ich habe gesehen, wie die neuen Autos vom Fließband kommen. Hochinteressant!
Mein größtes Interesse erregte 5 (ist's besser: «mich interessierte am meisten»?) die Automatisierung (oder Automation). Autos werden nicht gestrichen, sondern elektrostatisch mit Farbe gespritzt, und zwar mit Hilfe von Spritzpistolen. Ein Ingenieur erklärte es uns, es gleicht dem Galvanisieren. Die Karosserie wird mit zehntausend Volt positiv elektrisch geladen, während die Farbteilchen negativ geladen sind. Es ist phantastisch zu sehen, wie das Auto an allen Ecken und Enden 6 von der Farbe getroffen wird.