Дамы без камелий: письма публичных женщин Н.А. Добролюбову и Н.Г. Чернышевскому (Вдовин) - страница 101

Mein Lieber guter Kolinka. Ich danke dich sehr das du so gut warst, und mir das Geld geschikt hast. Ich habe bekomen 100 r[ubel] s[ilber].

Aber mein Herzens guter Kolinka, dein Brief klang recht traurig, und dabei war es sehr kurz. Ich will wohl gerne glauben das du nicht schreiben kontest, weil du krank bist, und so viel war schlecht, das du nicht mehr solche liebe Worte schreibst, wie du früher schriebst.

Es macht mich sehr traurig und unglüklich das du nicht dieses Geld besorgen kannst, was ich doch so nothwendig habe. Ich bin jetzt angestellt, weil ich bezahlt habe, aber sehr schwer, denn ich habe alles versetzt, was ich hatte. Jetzt komt kalte Zeit, ich habe nichts umzunehmen, weil ich doch versetz habe. Dieses Geld was du geschikt hast, habe ich den Augenblik weggegeben habe nicht ein heller behalten. Ich verdiene jetzt selbst Geld, aber das ich frei Wohnung und frei holz habe, so ist doch nur nöthig in der Wirthschaft, dazu schaffe ich selbst und sogar Meubels schaff ich; nur das ich nicht kan meine Schulden ehr bezahlen bis ich halbes Jahr gedient habe, dann kann ich reichlich bezahlen, aber die Leute wollen nicht warten, eben deshalb habe ich dich so gebeten, das du mein lieber Kolinka so gut mög[ch] test sein, und besorgen für mich das Geld. Ich bitte doch nicht, das du sollst mir schenken, ich wollte doch abgeben, und würde das auch herzlich gerne thuen, wen ich doch von dieser Schande los würde. Es schämt mich mein guter Kolinka das du mich nicht glauben willst, sonst hättest du bestimmt besorgt. Du wirst ja den gar nicht mehr brauchen so sorgen für mich, den ich werde zeitlebens versorgt sein, werde nie noth haben, und dieses Glük willst du mir nicht gönnen. Ach, Kolinka! es ist doch so traurig, ich habe doch zeitlebens immer unglük gehabt, bis ich dir kannte aber bis ich mit dir bekannt geworden bin, von der Zeit an, bin ich ein ganz ander[e] Mensch geworden, du bist ja mein Wolthäter, mein Erretter gewesen, und jetzt wo du das lezte mal helfen solltest, jetzt grade sagst du für mich ab, du kanst ja leichter bekomen auf Schuld als ich. Ich hatte doch so große Hoffnung mit dich gehabt, das ich so dreist war und nahm 175 r[ubel] s[ilber] das heißt baares Geld und dabei sind auch helfte Sachen, helfte auf Wechsel. Die Zeit ist schon im Se[p]tember um gewesen, und jetz[t] wollen die nicht mehr warten, und würden die warten, so hätte ich gewiß nicht dich oder H[иколай] Г[аврилович] so gebeten, ich hätte könen um halbes Jahr selbst bezahlt, aber die wollen nicht warten – was soll ich nun machen? Du hatst [sic] mir im[m]er früher gesagt das du mich nicht verlassen wirst. Ich sage dir mein Herzens guter Kolinka das ich aufrichtich [sic] dir Wahrheit sage.