N a d j a: Nadja Nowikowa, Dolmetscherin, aus Moskau.
K u r t: Kurt Bruck, Kameramann, aus Leipzig.
H e i n z: Worüber haben Sie denn so heiß gestritten?
K u r t: Über Redewendungen. Die junge Dame will nur in Redewendungen sprechen. Ist das möglich? Wie meinen Sie?
H e i n z: Nein. Aber kennen muß man sie, davon weiß ich ein Lied zu singen 1. Sie bereiten mir im Russischen viele Schwierigkeiten. Der Deutsche sagt z. B. «zwei Eisen im Feuer haben», der Russe — «иметь два пути для достижения цели».
N a d j a: «Die Kastanien aus dem Feuer holen» heißt «загребать жар чужими руками», «der Stein ist im Rollen» — «лёд тронулся».
Nadja hätte wahrscheinlich noch 572 solcher Beispiele angeführt (soviel hatte sie schon!), aber da kam zum Glück Herta. Auch sie machte sich mit Heinz Klaus bekannt, und man ging zu viert spazieren.
7. Episode: NEHMEN WIR DEN AUTOBUS 2?
Eine Stunde später verabschiedete sich Heinz Klaus, denn er hatte an diesem Tag alle Hände voll zu tun. Kurt, Herta und Nadja machten sich an eine neue Aufgabe 3: sie begaben sich auf den Puschkinplatz, zum Denkmal des großen russischen Dichters Puschkin.
H e r t a: Das Majakowskidenkmal und den Majakowskiplatz haben wir bereits aufgenommen. Jetzt kommt Puschkin an die Reihe!
N a d j a: Und dann Gogol und Tschaikowski. Beide Denkmäler sind nicht weit von hier. Wenn man den Autobus nimmt 2, ist man in fünf Minuten an Ort und Stelle 4. Für mich bedeutet Puschkin sehr viel. Ich liebe ihn wie keinen anderen Dichter. Ohne ihn kann ich mir mein Leben gar nicht vorstellen. Er ist mein ganzes Denken und Trachten 5.
1davon weiß ich ein Lied zu singen — об этом я могу кое-что рассказать
2den Autobus (die Straßenbahn, den Obus) nehmen — поехать автобусом (трамваем, троллейбусом)
3sich an eine Aufgabe machen — взяться за решение задачи
4an Ort und Stelle — а месте
5das Denken und Trachten — все помыслы; мысли и чаяния
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Herta und Kurt schauten einander an und schüttelten kritisch die Köpfe.
N a d j a: Habe ich wieder falsch gesprochen?
K u r t: Ja, Puschkin kann man wohl bewundern, lieben, verehren, aber man kann nicht «nach ihm trachten». Und dann — dieses Pathos! «Mein ganzes Denken und Trachten» — das ist Poesie, ist Lyrik, ist gehobener Stil. Übrigens — wann wurde das Denkmal errichtet?
N a d j a: In den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts. Die Initiatoren wandten sich damals an das Volk und baten um finanzielle Unterstützung. Und das Volk half. «Half» oder «leistete Hilfe»?
H e r t a: Beides. Hier ist beides am Platz 1.
N a d j a: Danke. Ich lerne immer gern. Also weiter: 106 000 Rubel wurden damals gesammelt. Für 87 000 errichtete man das Denkmal. Mit dem Rest wurde ein Puschkin-Lesebuch geschaffen. — Wie spreche ich jetzt?